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Preis bib 2014 – Anerkennung

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ANERKENNUNG – Umbau, Sanierung und Erweiterung Fakultät Bauingenieurwesen TU Dresden

Der Preis für vorbildliche Lösungen im Umgang mit Bestandsbauten. Ausgezeichnet werden Sanierungen, Umbauten und Erweiterungen, bei denen beispielhafte und über technisch etablierte Standards hinausgehende Lösungen umgesetzt wurden und die zudem durch herausragende Gestaltqualitäten überzeugen. Aus 362 eingereichten Arbeiten wurde das Institutsgebäude Fakultät Bauingenieurwesen der TU Dresden mit einer Anerkennung ausgezeichnet.

Jury: Prof. Dipl.-Ing. Claus Anderhalten, Anderhalten Architekten | Dipl.-Ing. Matthias Burkart, 4a Architekten | Dipl.-Ing. Adalbert Kapp, Werner Sobek | Dipl.-Ing. Peter Voit, Transsolar Energietechnik | Dipl.-Ing. Georg J. Kolbe, Saint-Gobain Weber | Dipl.-Ing. Ulrike Kunkel, Chefredakteurin db | Dipl.-Ing. Christian Schönwetter, Redakteur db-Metamorphose)

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Eigentlich residiert die Fakultät Bauingenieurwesen der Technischen Universität seit mehr als hundert Jahren auf dem Dresdner Campus im zentral gelegenen Beyer-Bau. Nur reicht dieser seit langem nicht mehr aus. Im laufe der Zeit kamen daher immer mehr dezentrale Standorte hinzu. Um den Studenten und Mitarbeitern deutlich kürzere Wege zu ermöglichen, wurde nun der Gebäudekomplex der ehemaligen Materialprüfanstalt in der Georg-Schumann-Strasse 7 umgenutzt und grundlegend saniert.

Das Hochschulgelände in der Dresdner Südvorstadt besteht zwar im Kern aus Bauten des frühen 20.Jahrhunderts, wurde Anfang der 50er Jahre jedoch in einer baulichen Grossoffensive prestigeträchtig erweitert, u.a. durch renommierte Architekten wie Walter Henn und Karl Wilhelm Ochs, die später auch in der Bundesrepublik große Erfolge feierten. Dabei entstanden, auf Augenhöhe mit Ihren westlichen Pendants, eine ganze Reihe qualitätsvoller Universitätsneubauten, gestalterisch anzusiedeln zwischen „Stuttgarter Schule“ und moderater Nachkriegsarchitektur.

Den Architekten war sofort klar, dass sie den überlieferten Geist dieses Ortes bewahren wollten. Denn auch das 1953 für das (Ost-) Deutsche Amt für Material- und Warenprüfung errichtete Institutsgebäude stammte noch aus Walter Henns Planungsabteilung.

Im Hauptgebäude konnte die Raumaufteilung weitestgehend erhalten bleiben, nur in einzelnen Teilbereichen wurden vergrößerte Seminarräume geschaffen. Selbst die Prüfhallen konnten für die Materialprüfungen der Bauingenieure konzeptionell übernommen werden. Später wuchs das Raumprogramm durch die Zusammenlegung weiterer Institute allerdings rasant an und erforderte eine Erweiterung des markanten Hauptgebäudes um zwei Achsen. Im sanierten, weitergebauten Endzustand ist dieser Umstand kaum wahrnehmbar.

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Die ehemalige Materialprüfanstalt hatte keinerlei denkmalpflegerischen Schutz. Daher konzentrierten sich die Architekten auf die wichtigsten gestalterischen Merkmale des Gebäudes und entwickelten daraus dann, immer im Spagat zwischen geforderter Energieeffizienz und knappem Budget, in präziser Detailarbeit eine gestalterische Konzeption für die energetische Sanierung. Im markanten Attikageschoss wurden nur die Pfeiler gedämmt. Die auskragende Dachkante wurde durch eine filigrane, thermisch getrennte Fertigteilkonstruktion nach historischem Vorbild ersetzt, das Dach von oben gedämmt und die bauzeitliche Betonkassettenkonstruktion im DG von unten freigelegt. Die bereits während früherer Unterhaltsmaßnahmen in dieser Etage ersetzten hochwertigen Metallfenster wurden farblich angepasst, beschichtet und gestalterisch wie baulich mit verwendet.

Um die hervorspringenden Fenstergewände der übrigen Geschosse möglichst nah am Original in einer zeitgemäßen Architektursprache neu zu interpretieren, wurde auf traditionelle Putztechniken zurückgegriffen. Der auf einem mineralischen Wärmedämmverbundsystem entstandene neue stark plastische Kratzputz unterscheidet sich kaum von den authentisch erhaltenen Oberflächen der Umgebungsbauten.

Während intensiver Versuchsreihen beim Putzhersteller wurde dann auch entschieden als zeitgemäße Adaption der scharrierenden Betonfenstergewände des Altbestandes ähnlich erhabene, in traditioneller Kammzugtechnik strukturierte Putzfaschen einzusetzen. Die neuen asymmetrischen Proportionen geben einen unverkennbaren Hinweis auf ihre Entstehungszeit.

Alles in Allem strahlt das behutsam, nach zeitgemäßen Standards weitergebaute Gebäude in seiner ruhigen, unspektakulären Erscheinung eine vornehme Dominanz und Würde aus und kann sich wohl gerade deshalb, im Kontext unterschiedlichster und auch beliebiger Universitätsbauten, besonders gut behaupten.

All fine.